Ich begann im Alter von 12 Jahren mit dem Schlagzeugspielen. Mein erstes Schlagzeug habe ich mir selbst gebaut. Das Waschmittel war damals in runden Pappeimern, die habe ich genommen und mit Alufolie beklebt. Die Alufolie hat beim Trommeln mit geraschelt und entfernt an den Sound einer Snaredrum erinnert. Ich weiß noch, dass ich mir eine HiHat selbst gebastelt habe. Unter das Fußpedal klemmte ich eine altmodische Mausefalle, die das Pedal immer wieder nach oben drückte. Nachdem ich mehr als ein Jahr mit Begeisterung auf diesem Teil herum trommelte, entschlossen sich meine Eltern zum Kauf eines “richtigen“ Schlagzeugs. Es bestand aus Bassdrum, Snare, einem Tom und einem Becken. Eine Hi-Hat kam erst später dazu, ich hatte ja meine Selbstgebaute !
Ich spielte dann nach kurzer Zeit in der Schulband, mit 15 hatte ich meine erste eigene Rockband und ein Jahr später trommelte ich in einer ganz passablen Big Band. Nach dem Abitur nahm ich ein Jahr lang Unterricht bei Joop van Erven in Arnheim. Ich hatte später hin und wieder andere Lehrer, aber Joop war der Wichtigste. Von ihm lernte ich die Moeller-Technik, der Schlüssel für effektives und entspanntes Trommeln.
Von 1996 bis 2009 spielte ich bei der Mark Gillespie Band. Auch wenn der ganz große Erfolg ausblieb, hat die Band doch Beachtliches geleistet, u.a. 4 Studio-CDs, 3 Live-Alben und eine DvD, Support-Tourneen mit Jethro-Tull, Manfred Mann und Meat Loaf und Auftritte auf großen Festivals, zBsp beim Cropredy-Folkfestival in England.
Die Liste der Musiker und Bands, mit denen ich darüber hinaus in den letzten Jahren zusammengearbeitet habe, ist ganz schön lange geworden. Tom Liwa, Lulo Reinhardt, John Morel, Joe Ginnane, Sven Görtz, Browning, TWANX!, David Frenkel , Tony Hudspeth, Kassadondo, Afrodisia, Sascha Klaar, Streetlife,.... um nur einige zu nennen. Sogar Heino war mal dabei (war gar nicht sooo schlimm, und gar nicht so einfach !). Ein ganz aktuelles und schönes Projekt ist die Band Conjunto Creolo. Wir laden regelmäßig Gastmusiker von den Kapverdischen Inseln ein und gehen gemeinsam auf Tour.
Nachdem ich die ersten 15 Jahre meines Musikerlebens hauptsächlich Pop-und Rockmusik gemacht habe, hat mein Interesse für diese Art Musik spürbar nachgelassen und sich deutlich in Richtung Afro-und Latinmusik gewendet. Ich habe angefangen, viele verschiedene Percussioninstrumente zu lernen und bekomme auch in letzter Zeit mehr und mehr Jobs, in denen ich gar kein Schlagzeug mehr spiele sondern nur noch Percussion. Mein Interesse für lateinamerikanische Rhythmen hat u.a. die Musik von Santana in mir geweckt. Ich wurde neugierig, wo diese großartigen Rhythmen eigentlich herkommen, die bei Santana in so unnachahmlicher Weise mit Elementen aus Rock und Blues kombiniert werden. Mittlerweile gibt es viele ausgezeichnete Lehrbücher zum Thema „Latinrhythmen“. Aber auch diese Rhythmen sind noch nicht der Ursprung, der liegt in Afrika selbst und darüber gibt es noch nicht so viel Literatur, wenn überhaupt, dann in erster Linie für Percussionisten. Und so habe ich dann begonnen, afrikanische Trommelrhythmen nach meinem eigenen System auf das Schlagzeug zu übertragen. Während meiner Zusammenarbeit mit „Kassadondo“ (3 Percussionisten, Saxophon, Laptop und ein Drummer) kombinierten wir traditionelle Rhythmen mit modernen Sounds. Mit dieser Band konnte ich viele Dinge ausprobieren, die ich später für meine Lehrbücher verwendete. Eine andere, in diesem Zusammenhang sehr wichtige Band, war Afrodisia. Wir spielten traditionelle westafrikanische Percussion-Musik und hatten häufig renommierte Trommler und Tänzer/innen zu Gast, zB. Billy Konate, Richard Sagno und Maymouna Gaye.
Ein neues Kapitel: Cabo Verde
Im Herbst 2007, auf Tour mit der Mark Gillespie Band, ich glaube, es war in Bochum, ging ich nachmittags in einen CD-Laden. Dort fiel mir in der Weltmusikabteilung ein CD-Cover auf mit dem Gesicht einer bildhübschen Frau, Mayra Andrade. Die kannte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht und das war Grund genug, sich die CD mal auflegen zu lassen: ich war beeindruckt, absolut geniale Musik, rein akustisch mit einer umwerfenden Sängerin und Rhythmen, wie ich sie so noch nicht gehört hatte. Es stellte sich heraus, dass Mayra Andrade von den Kapverdischen Inseln (Cabo Verde) stammt, mittlerweile hauptsächlich in Paris lebt und dies ihr erstes Album ist. Sie ist zum Zeitpunkt der Aufnahme (2006) erst 21 Jahre alt.
Mein Interesse für die Musik dieses kleinen Inselstaates vor der westafrikanischen Küste war jedenfalls geweckt und so kaufte ich mir in der folgenden Zeit immer häufiger CDs mit kapverdischer Musik, Lura, Tito Paris, Teofilo Chantre, Ramiro Mendes, Ildo Lobo, Cesaria Evora, Simentera, Maria de Barros, u.s.w.
Mit jeder gekauften CD wuchs der Wunsch, das Land kennenzulernen, in dem so wunderschöne Musik gemacht wird. Im Mai 2008 war es dann soweit. Es war überwältigend. Mario Lúcio, einer der einflußreichsten und bekanntesten Musiker Cabo Verdes, hatte ich bereits im Januar 2008 auf seiner Deutschland-Tour kennengelernt und wir hatten erstmals vage über die Notwenigkeit gesprochen, die traditionellen kapverdischen Rhythmen systematisch zu dokumentieren. So begann mein Engagement auf den Inseln und mittlerweile verbringe ich hier sehr viel Zeit mit den verschiedensten Projekten.
Kapverdische Musik ist ein einzigartiger Mix aus afrikanischen, europäischen und lateinamerikanischen Elementen. Bedingt durch das Fehlen von geeigneten Hölzern zum Bau von Trommeln und auch durch die repressive portugiesische Kolonialpolik gegenüber allem, was irgendwie afrikanisch angehaucht war, haben sich dort ganz eigene Lösungen entwickelt, wie der Rhythmus dennoch integraler Bestandteil der Musik sein kann. Modifizierte, alte portugiesische Marschtrommeln, ein Winkeleisen als Schrapinstrument (Ferrinho) und mit Stofffetzen gefüllte Plastiktüten sind nur einige von vielen kreativen Lösungen für den Mangel an typisch afrikanischen Trommeln.
Viele weitere Informationen und Bilder zu diesem wahrhaft spannenden Projekt gibt es auf dieser Website unter Cabo Verde
www.markusleukel.de